Israel und der 7. Oktober

Teil 5: Wie wir den 7. Oktober in Bethlehem erlebten

SIMON UND MELODY GÖTTEMANN
Wiedenester Missionare in Beit Jala, Palästinensische Autonomiegebiete

Es war für uns ein ganz normaler Samstag. Unsere zwei großen Kinder gingen in die Schule, meine Frau Melody und ich saßen gerade noch am Frühstückstisch mit den zwei jüngeren Kindern, als es auf einmal sehr laut knallte. Melody sprang sofort von ihrem Stuhl auf und wusste aus ihrer Erfahrung des Krieges während ihrer Kindheit im Westjordanland, dass es eine Raketenexplosion war. Von weitem hörten wir die Sirenen der Raketen-Abwehranlage der nahegelegenen israelischen Siedlung oberhalb unserer Stadt Beit Jala. Über die sozialen Medien erfuhren wir, was passiert war.

Von den unzähligen Raketen der Hamas landeten auch mehrere in der Nähe der Schule unserer Kinder, nicht weit weg von einigen palästinensischen Mehrfamilienhäusern.

Unsere Gedanken, Gefühle und Emotionen überschlugen sich: Verwirrung, Angst und Sorge vor allem um unsere Kinder in der Schule. Gerade in den ersten Tagen danach dachten wir an nichts anderes mehr und verfolgten ständig die aktuellsten Nachrichten. Schnell wurde klar, dass ab Montag keine Schule stattfinden würde, ein paar Tage später wurde der Unterricht aber online fortgeführt. Alle deutschen Lehrer und Volontäre von der Schule (eine deutsche Auslandsschule) verließen schon wenige Tage nach Kriegsbeginn das Land. Sehr bald beschäftigten auch wir uns mit dem Gedanken, das Land zu verlassen.

Beim Durchsehen unserer Reisepässe fiel uns auf, dass mehrere abgelaufen waren und unser jüngster Sohn noch gar keinen Pass hatte. Die folgenden Wochen waren für uns sehr anstrengend. Trotzdem zeigte uns Gott immer wieder durch Bibelverse, Lieder und Ereignisse, dass Er uns niemals verlässt und nie die Kontrolle verliert. Uns begleitete durch diese Zeit das Lied „God will make a way, where there seems to be no way!“ Und genau das durften wir erfahren: Er ebnete uns den Weg und bereitet alles für uns vor. Alle nötigen Reisedokumente wurden rechtzeitig fertig.

Begleitet von vielen Betern und noch mehr Engeln fuhren wir am Reisetag durch das Jordantal nach Jericho und überquerten die Grenze nach Jordanien. Von dort ging unser Flug nach Deutschland. Mit unseren vier Kindern und unzähligen Gepäckstücken kamen wir am 1. November in Deutschland an und wurden ganz herzlich von Simons Familie empfangen.

Noch ist unklar, wann wir wieder zurückkönnen. Doch wir wissen, dass Gott alles im Blick hat und dass er uns in allem führen und begleiten wird. So wie Er es immer getan hat.

Artikel erschienen in
Offene Türen 2024-1
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